August 27, 2023

Ein weißer Sommer

April 2023.

Ungewöhnlich kalt


Ich schaue hinaus

aus dem Fenster


Grau in grau.

Es schneit


Schneeflocken

wirbeln im Wind


Tanzen und springen,

wie eine Ballerina


Das Schneetreiben

wird dichter


Meine Osterhasen

nicht mehr zu sehn


Es beginnt

zu frieren


Der Schnee

bleibt liegen


Über Nacht.

Dann Minusgrade


Am nächsten Morgen.

Landschaft weiß


Zuckerguss

auf den Bergen


Kälte,

erstarrte Luft


Vom Dach

Eiszapfen wachsen


Ich friere.

Winterklamotte raus


Tage später,

es schneit weiter


Wochen später,

es ist immer noch Frost


Monate später,

überall Schnee und Eis


Der Winter will

nicht mehr weichen!


Was ist da los?

Eiszeit 2.0?


Ich hatte mich so

auf Erdbeer`n und Kirschen gefreut


Schwimmen am Baggersee

und Picknick im Grünen


Laue Sommernächte

und Schweiß im Gesicht


Im Kerzenlicht,

Glühwürmchen seh`n


Mit dem Gartenschlauch

zu tanzen


Sonne tanken

am Strand


in schwüler Nacht

wach zu lieg`n


Doch…

es schneit!


Langsam wird

mein Feuerholz knapp


Gas kann ich mir

nicht leisten


Eine Ernte gab`s

dieses Jahr kaum


Die letzten Kartoffeln

sind fast aufgebraucht


Zum Einkaufen

komme ich nicht


Kühler geplatzt,

Straßen unpassierbar


Ich stelle Theorien auf:

ist es der Klimawandel?


Der Golfstrom?

CO2?


Die Erde,

die kippt?


Oder ist es

einfach Schicksal?


Eine Strafe

oder Gott?


Dabei habe ich

doch gerade zuletzt


Mich immens beschwert

über milde Winter


Im Dezember

fünfzehn Grad


Kein Schnee

in den Alpen


Ski und Rodeln

unmöglich


Gletscher schmelzen ab,

Murmeltiere ohne Winterschlaf


Kein Weihnachtsgefühl

und Schneeballschlacht


Ich merke,

Winter macht müde


Schlafe ein

und träume


Von Schneeflocken am Sommerstrand,

Bikinis im Schnee


Zugefrorene Seen

bei 30 Grad


Skifahrer

im grünen Gras


Rodelnde Kinder

auf Meeres Wellen


Surfer und Angler

am Gletscher


Und dazwischen der Weihnachtsmann

als Eisverkäufer


Eine schizoide

Atmosphäre


Sie engt mich ein,

zerrt an mir


Ich taumle

und stürze im Traum


Ich fliege

über Eisberge hinweg


Sitze in der Arktis

mit Badehose


Und seife mich ein

mit Schnee


Plötzlich!

Der Traum bricht ab


Ich wache auf.

Es duftet nach Wasser


Ich bewege mich

langsam zum Fenster


Sonnenstrahlen

haben das Glas erwärmt


Ich schaue hinaus

in die Weite des Tages


Und ich sehe

nach rechts – Sommer


gelbes Stroh,

Amseln singen


Oleander,

rosafarben blühend


Und ich schaue

nach links – Winter


Schneeberge

türmen sich auf


Eis bedeckte

blaue Erlen im Wind


Ist es die Wahrheit

oder der Traum?


Auftauen ist wie

die Hoffnung auf den Frühling


Schneien ist wie

die Ruhe des Winters


Beides gehört zu mir,

wie der Tag und die Nacht


Und der ewige Raum

meines Seins


Ich blicke nun vollends

in die Tiefe


meiner Erfahrung,

meines Erlebens.

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